Monatsupdate: der erste Monat

Hei meine lieben Leser,

ich dachte, dass ich ab jetzt aufhören werde diesen Blog als eine Art Tagebuch zu führen. Ich werde über interessante Erlebnisse einzelne Blogposts verfassen und über das alltägliche Leben jeweils in einem Abstand eines Monats berichten.
Ich denke so kann man immer ganz gut sehen, inwiefern sich meine Einstellung zu bestimmten Themen ändert oder bestärkt.


Der erste Monat war tatsächlich einfacher als gedacht.
Die ersten Tage waren für mich nicht sehr einfach, da ich ein Mensch bin, der sich immer am Anfang zu viele Sorgen macht. So wie jedes Mal sind diese Sorgen und negativen Gefühle mit jedem Tag, den ich hier war, weniger geworden.
Entgegen meiner Erwartungen habe ich mich nach dem On-Arrival Camp relativ schnell und gut eingelebt.
Nach einer Woche habe ich mich in meinem neuen Zuhause und bei meiner Gastfamilie komplett wohl gefühlt. Ich bin ziemlich froh, dass ich mich hier frei bewegen kann und kein schlechtes Gewissen dabei habe auch mal an den Kühlschrank zu gehen um mir etwas zu essen zu nehmen.
Das sind solche alltäglichen Dinge, vor denen ich erst ein wenig Angst hatte.

In meine Arbeit habe ich mich zwar auch schnell eingefunden, leider gibt es momentan noch nicht so viel für mich zu tun.
Die Situation ist für mich, sowie für die Lehrer etwas neues und daher müssen beide Parteien erstmal an Ideen arbeiten, inwiefern ich hilfreiche und unterstützende Arbeit leisten kann.
Momentan fühlt sich meine Arbeit hier noch nicht so sinnvoll an, wie ich es mir gewünscht hatte.

Aber glücklicherweise löst man hier einige Probleme damit, indem man einfach seine Sorgen und Zweifel äußert.
Das mache ich auf der Arbeit, sowie auch in meiner Gastfamilie. Wir gehen alle sehr offen miteinander um und wenn es Probleme oder Wünsche gibt, werden diese einfach offen angesprochen.
Ich bin ziemlich froh, dass mir das tatsächlich so einfach fällt, denn es erleichtert mein Leben hier sehr.

Heimweh hatte ich tatsächlich auch nur in den ersten Tagen und vor allem, als mein kleiner Neffe geboren wurde. Das ist ein Ereignis, bei dem man dabei sein möchte.
Und es ist auch sehr hart zu wissen, dass ich ihn erst sehen werde, wenn er schon fast ein Jahr alt ist.
Aber insgesamt kann ich sagen, dass ich meine Familie und Freunde natürlich vermisse, aber deswegen noch nicht sonderlich deprimiert war.
Was mich selber auch überrascht, denn ich hatte mit etwas anderem gerechnet.

Allerdings gibt es Dinge, die ich tatsächlich nach einem Monat schon an Deutschland vermisse.
Das sind zum einen die Bäckereien. In Deutschland gibt es gefühlt an jeder Ecke Bäckereien und hier habe ich noch keine einzige gesehen und so wie es nach den Gesprächen mit Einheimischen aussieht, werde ich so etwas hier wohl auch nicht auffinden. Will man einen Kaffee kaufen muss man in ein Café gehen. Will man Brot, muss man es im Supermarkt kaufen.
Ich vermisse es mir einen Kaffee to-go und eine kleine Süßigkeit oder ein belegtes Brötchen beim Bäcker zu kaufen während ich unterwegs bin. Das war eine immer so günstige und leckere Alternative.
Wenn wir schon beim Thema günstig sind...
Ich wusste Finnland wird teuer, aber das es SO teuer ist hätte ich auch nicht gedacht!
Ich vermisse also tatsächlich die Verhältnismäßig 'günstigen' Preise in Deutschland, wo ich nicht für ein One-Way Bahnticket 8,60 Euro bezahlen muss, sondern nur 8,20 Euro für ein Tagesticket.
Und um nochmal zurück zum Thema Brot zu kommen...hier gibt es einfach kein Brot mit knuspriger Kruste frisch vom Bäcker. Kein Bäcker, also auch kein frisches Brot.
Aber nicht einmal Brot mit knuspriger Kruste gibt es hier.
Und Körnerbrote sind hier auch nicht wirklich vertreten. Es gibt zwar hier dunkles Brot, dass in Finnland sehr bekannt ist, aber dieses Brot ist im Gegensatz zu deutschem Schwarzbrot ziemlich trocken.
Also an alle die in Deutschland wohnen: Genießt euer frisches Brot vom Bäcker!

Das sind nicht die einzigen Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland, die ich bisher entdeckt habe.
In der Schule sprechen die Schüler die Lehrer mit dem Vornamen an. Und auch sonst spricht man hier niemanden mit "Frau/Herr ...." an. Man spricht eigentlich jedem mit Vornamen an und das fällt mir echt schwer, vor allem bei Leuten, die viel älter sind als ich oder eine höhere Position (bei der Arbeit) haben als ich.
Außerdem hat man es hier sowieso nicht mit der Höflichkeit im deutschen Sinne.
Wenn man etwas nicht verstanden hat sagt man "Mitä?", was übersetzt "Was?" bedeutet. So etwas wie "Wie bitte?" existiert hier einfach nicht. Und eigentlich ist das ziemlich angenehm, da man nicht das Gefühl hat unhöflich zu sein.

Das Vorurteil Finnen seien schüchtern und würden nicht viel reden, kann ich auch teilweise widerlegen. Ich bin bis jetzt schon ziemlich vielen Finnen begegnet, die teilweise sogar reden wie ein Wasserfall und äußerst kommunikativ sind. Natürlich gibt es auch einige, die nicht so viel reden, aber ich denke im allgemeinen sind die Menschen von ihrer Art her nicht sehr viel schüchterner als in Deutschland.
Also ich habe mich bisher mit meinem Charakter hier nicht als etwas 'spezielles' oder 'anderes' wahrgenommen und bis jetzt auch das Verhalten der Finnen nicht als unglaublich zurückhaltend befunden.

Dieser Blogpost war dieses Mal ein bisschen länger, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich noch keine spannenden Aktivitäten für den Nachmittag gefunden habe.
Mein Alltag besteht momentan nur aus Arbeit und danach eher aus langweilen/Serien gucken/essen.
Das empfinden ich als eher deprimierend. Aber da ich auf der Suche nach sportlichen Aktivitäten bin, wird sich das bestimmt auch bald ändern und wenn ich noch ein paar neue Leute kennen gelernt habe, die in meiner Nähe wohnen, dann sehen meine Nachmittage hoffentlich nicht mehr so öde aus.

Kiitos paljon (Vielen Dank) für das Lesen meines Blogs.
Ich hoffe der Eintrag hat euch gefallen, trotz der Länger und keiner Bilder!

Bis zum nächsten Eintrag!

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